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Ö1 Radiokolleg

Eine neue Zeitrechnung beginnt

Ö1 Radiokolleg
00:00 / 23:28

Gestaltung: Johannes Gelich


Vor gut 20 Jahren schlugen Wissenschaftler wie der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen vor, die vom Menschen geprägte Ära als neues geologisches Zeitalter zu bezeichnen: „Das Anthropozän“. Denn der Mensch ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden. Das Artensterben, die Schadstoffe in Erde und Luft und der Treibhauseffekt sind heute unleugbare Faktoren. Die Entscheidung über die Ausrufung eines neuen Erdzeitalters soll im Laufe des Jahres 2024 erfolgen.


Paul J. Crutzen gilt als Vater des Anthropozäns: Als ein Redner bei einer Tagung des International Geosphere-Biosphere Programmes im mexikanischen Cuernavaca im Jahr 2000 immer wieder von der gegenwärtigen Epoche des Holozäns sprach, unterbrach ihn Crutzen mit den Worten „Hör auf! Wir leben nicht mehr im Holozän, sondern im . im . im . Anthropozän“. Doch was meinte der Atmosphärenchemiker Crutzen mit dem neuen Begriff: Anthropozän? Der Forscher präzisierte 2002 den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“ und spielte damit auf den italienischen Geologen Antonio Stoppani an, der bereits 1873 behautet hatte, „der Mensch könne es als tellurische Macht an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen.“ Noch hat das Anthropozän das Holozän offiziell nicht als erdgeschichtlichen Zeitabschnitt der Gegenwart abgelöst. 2023 wurde jedoch von einer Arbeitsgruppe bei der International Commission on Stratigraphy ein Entwurf für die Einführung des Anthropozäns als neue erdgeschichtliche Epoche eingereicht. Gegenwärtig wird noch darüber diskutiert, welcher Zeitpunkt als Beginn des neuen Zeitalters festgelegt werden sollte: das Gremium plädierte dabei für das Jahr 1950. Ab diesem Zeitpunkt hinterließen die Atombombentests bereits weltweit radioaktive Ablagerungen durch Elemente wie Plutonium oder Americium.

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