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Entsteht die bessere Mode schon heute im Labor?

Aktualisiert: 5. März



Tara Shirvani, Sie beschäftigen sich mit Synthetischer Biologie und haben darüber ein Buch geschrieben: „Plastikfresser und Turbobäume“. Demzufolge könnte sie uns als Werkzeug gegen den Klimawandel helfen, zum Beispiel in der Herstellung von Mode. Was ist Synthetische Biologie überhaupt?

Ganz einfach gesagt: Synthetische Biologie spielt mit der Natur wie mit Legosteinen. Es geht darum, Bausteine auseinanderzunehmen und komplett neu aufeinandergesetzt zu organisieren. Lange war das kein Thema für die Industrie, weil es viel zu teuer und kompliziert war. Das hat sich verändert.

Pilze scheinen nun eine Zukunft für die Modeindustrie zu sein. Was verbirgt sich hinter einer Pilz-Ledertasche? Wenn von Pilzen die Rede ist, dann geht es eigent- lich um die Wurzeln der Pilze. Mithilfe von Syn- thetischer Biologie kann man den Pilz zu einer Art Leder-Teig formen, trocknen, und daraus wird dann ein lederähnliches Material. Das nennt sich Myzel- Leder, und es ist auf der einen Seite viel besser für die Umwelt, weil es in der Produktion dünner als Menschenhaar. Eigentlich ein Super- Produkt für die Textilindustrie. Das Problem ist, dass man Spinnen nicht züchten kann. Das sind Kannibalen, die sich gegenseitig auffressen. Aber in der Synthetischen Biologie kann man auf nachhalti- ge und tierfreundliche Weise diesen Faden im Labor herstellen. Eigentlich ist das ganz einfach, alles Leben besteht aus Organismen, die durch die Gene definiert sind. Und wenn ich im Labor weiß, welches Gen für die Produktion von Spinnenseide zuständig ist, dann nehme ich dieses Gen und pflanze es in eine einfache Bakterie. Die kann dann eine unendli- che Menge an Spinnenseide-Proteinen produzieren, die sich später zum Faden in der Textilindustrie verarbeiten lassen.


Wie sieht es mit anderen Stoffen aus? Es gibt zum Beispiel Spinnenseide, ein wasserabweisendes, biologisch abbaubares Produkt, das 25 Mal belastbarer als Stahl ist, zehnmal dehnbarer als Nylon und zehnmal dünner als Menschenhaar. Eigentlich ein Super- Produkt für die Textilindustrie. Das Problem ist, dass man Spinnen nicht züchten kann. Das sind Kannibalen, die sich gegenseitig auffressen. Aber in der Synthetischen Biologie kann man auf nachhalti- ge und tierfreundliche Weise diesen Faden im Labor herstellen. Eigentlich ist das ganz einfach, alles Leben besteht aus Organismen, die durch die Gene definiert sind. Und wenn ich im Labor weiß, welches Gen für die Produktion von Spinnenseide zuständig ist, dann nehme ich dieses Gen und pflanze es in eine einfache Bakterie. Die kann dann eine unendli- che Menge an Spinnenseide-Proteinen produzieren, die sich später zum Faden in der Textilindustrie verarbeiten lassen.

Macht das schon irgendjemand? The North Face, die Outdoorfirma, nutzt Spinnen- seide. Adidas, Balenciaga: Einige Häuser sind an dem Thema dran. Hermès hat auch schon eine Tasche aus Myzel-Leder gefertigt. Wenn man sich die anschaut und anfasst, kann man keinen Unterschied zu tieri- schem Leder ausmachen. Die Haltbarkeit ist zudem ausgezeichnet, die Kosten in der Produktion sind deutlich geringer, sie ist ungefähr 80 Prozent güns- tiger. Ein anderes Beispiel sind Pelze: Viele Marken haben Abstand von Echtpelz genommen, wollen aber auch nicht umsteigen auf Kunstpelz. Im Labor lässt sich Fell züchten, das tierisch ist, ohne dass das Tier Teil der Produktion war.

Wo befinden sich diese Labore? In Amerika sind viele davon, es gibt auch einige in Deutschland. Diese An- lagen brauchen insgesamt viel weniger Platz und mechanischen Aufwand, als es für die derzeitige Industrie üblich ist. Es verändert also auch unsere Lieferketten, denn die Transportwege verkürzen sich, und auch das ist am Ende umweltschonender.

Die Fragen stellte Jennifer Wiebking. Tara Shirvani, „Plastikfresser und Turbo- bäume“, Edition a, 208 Seiten, 25 Euro


---> LINK to original interview here: https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/471629/1

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