Der Gedanke, das durch Menschen freigesetzte CO2 in Großanlagen wieder aus der Atmosphäre herauszufiltern, klingt reizvoll. Aber ist er auch realistisch?
Die Klimaziele des Pariser Abkommens, insbesondere das Ziel, ab dem Jahr 2050 keinen Netto-CO2-Ausstoß zu produzieren, sind ohne Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre filtern (Direct Air Capturing, DAC) nicht zu erreichen. Das ist eine Aussage des jüngsten Klimareports des Weltklimarats (IPCC). Da trifft es sich scheinbar gut, dass im Herbst vergangen Jahres die bislang größte DAC-Anlage in Island in Betrieb gegangen ist. 4000 Tonnen jährlich werden dort in Basaltgestein eingelagert. Ist DAC also der Königsweg aus der Klimakrise? Mitnichten. Und das gleich aus mehreren Gründen: Zum einen benötigen die Technologien, CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden, selbst wieder große Mengen an Energie. Es ist kein Zufall, dass die vom DAC-Pionier Climeworks betriebene Anlage an einem Standort errichtet wurde, an dem erneuerbare Energie via Geothermie relativ günstig zur Verfügung steht.
Zudem begünstigt die Geochemie vor Ort die Einlagerung des CO2 in mineralisierter Form in das Basaltgestein. Für DAC stehen derzeit im Wesentlichen zwei Technologien zur Verfügung, die das CO2 in Flüssigkeit oder auf porösen Filtern binden. Um es wieder zu lösen, sind bei der flüssigen Methode Temperaturen über 850 Grad notwendig, bei den Feststoff-Filtern benötigt man nur 100 Grad, die auch etwa aus Abwärme von Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder wie in Island aus Geothermie zur Verfügung gestellt werden kann.
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